Graffiti Schäden           am 08. Oktober 2013

Ungeliebte Wandmalereien in Darmstadt


Schmierereien verschandeln das Stadtbild, wie hier an der Darmstädter Stadtbibliothek. Foto: Claus Völker

Das Entfernen von Graffiti ist eine aufwendige Angelegenheit: 150.000 Euro gibt die Stadt im Jahr aus, um Schmierereien an öffentlichen Gebäuden zu tilgen.

Gude" prangt als Graffito auf der hellen Wand des Justus-Liebig-Hauses in der Kaplaneigasse, auch die Gedenktafel für Justus Liebig gleich nebenan ist mit Schriftzeichen beschmiert. Kein Einzelphänomen. Mehr als 300 solcher Sachbeschädigungen werden im Jahr bei der Polizei in Darmstadt gemeldet. 2011 gab es 381 und 2012 genau 353 Anzeigen. Das ist im Schnitt fast jeden Tag eine.

Für private Hausbesitzer wie für die Stadt und das Verkehrsunternehmen Heag-Mobilo entsteht dadurch teils erheblicher Schaden. Die Stadt Darmstadt hat im vergangenen Jahr rund 30 solcher Sachbeschädigungen registriert. Rund 50 000 Euro gibt das Immobilienmanagement Darmstadt (IDA) nach eigenen Angaben für die Beseitigung der Schmierereien aus. Hinzu kommen noch einmal 3000 Euro, die das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt aufbringen, um Unterführungen und Lärmschutzwänden zu säubern.

"Wir wenden rund 150 000 Euro im Jahr auf", sagt die Heag-Mobilo-Sprecherin Silke Rautenberg. In dem Betrag seien allerdings auch andere Sachbeschädigungen an Bussen, Bahnen und Haltestellen enthalten. Wie hoch die Schäden an Privatgebäuden sind, lässt sich nicht beziffern.

"Das Entfernen von Graffiti ist aufwendig", erklärt Ayhan Cakirer vom Darmstädter Unternehmen AC Reinigungsservice. Rund 200 Euro fallen für die Reinigung einer fünf Quadratmeter großen Fläche an. Ausschlaggebend seien die Art der Farbe und das Alter des Graffito. Mit Chemikalien seien die Schmierereien zu beseitigen. Hilfreich ist auch ein spezieller Fassadenanstrich. "Bei manchen ist es leichter, die Farbe wegzubekommen", sagt Cakirer.

Von der normalen Gebäudeversicherung werden diese Schäden nicht abgedeckt, sagt eine Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Nur einzelne Versicherer böten für solche Schäden einen Schutz an.

300 Beschädigungen im Jahr

Stadt und Heag-Mobilo setzen daher auf Prävention. "Am effektivsten ist es, wenn Graffiti sofort entfernt wird", sagt die Sprecherin der Stadtverwaltung, Sigrid Dreiseitel. Seit diesem Sommer ist deshalb ein Unternehmen mit regelmäßigen Kontrollgängen in der Innenstadt beauftragt worden. Die Mitarbeiter sollen Schmierereien melden und kleinere Schäden sofort beseitigen. Die Schmierereien am Liebighaus gibt es aber bereits seit Wochen.

Zur Vorbeugung gehört auch, dass die Stadt Unterführungen von Jugendlichen mit Graffiti verzieren lässt. Beispiel Schulstraße. Im Sommer vergangenen Jahres hat der Künstler Jörn Heilmann die Verbindung zwischen Landgraf-Georgs-Gymnasium, Alice-Eleonoren-Schule und Pädagog mit jungen Leuten farbenfroh gestaltet. Mit Erfolg. "Seither haben wir dort keine Probleme mehr", erklärt Pressesprecherin Dreiseitel.

Ähnliche Erfahrungen hat Heag-Mobilo gemacht. Die Haltestelle Mittelschneise in Eberstadt war häufiger Ziel von Zerstörungswut. "Doch nachdem wir mit Jugendlichen die Haltestelle gestaltet haben, ist dort nichts mehr geschehen", sagt Unternehmenssprecherin Rautenberg.

Insgesamt ist die Zahl der Sachbeschädigungen zurückgegangen. Das stellen Stadt, Heag-Mobilo und Polizei fest. Einen offensichtlichen Grund kann Polizeisprecher Ferdinand Derigs dafür allerdings nicht nennen. Es könnte aber auch an der Aufklärungsrate liegen. Bei nahezu einem Drittel aller angezeigten Schmierereien wird am Ende der Verursacher ermittelt. Dessen Name geht dann an den Hausbesitzer, damit der seinen Schaden ersetzt bekommt. rf